OpenSource heißt übersetzt soviel wie "offener Quellcode" - man kann also die Programmierquellcodes einsehen.

OpenSource - nach Open Source Initiative (OSI) Definition - ist das Gleiche wie FreieSoftware. Aber an dieser Stelle fängt der Begriff an, für eine Menge Verwirrung zu sorgen, denn der unbedarfte Leser assoziiert zunächst nur obige Bedeutung, also die Einsehbarkeit des Programmierquellcodes. Dagegen geht die OSI Definition als Freie Software viel weiter, siehe das Original hier. Die Definition ist eine Ableitung der Debian Free Software Guidelines.

Problem: Leider wird "Open Source" oder "open Source" auch von Software-Anbietern verwendet, die darunter nur den genauen Wortlaut sehen (nämlich den einsehbaren Quellcode) und nicht die anerkannte OSI Definition. Das heißt dann zwar manchmal etwas anders, aber der Begriff "Source" taucht meist auf (z.B. Microsofts Shared Source). Diese Lizenzen haben mit Freier Software oder OpenSource nichts zu tun und ohne eine längere Erklärung ist es zumeist nicht möglich festzustellen, welches Verständnis der Macher einer Aussage über "Open Source" hatte.

Diese Verwirrung schadet Freier Software und insbesondere auch den Unternehmen, die mit Freier Software arbeiten. Es empfiehlt sich daher, den Begriff "Open Source" nicht zu verwenden und stattdessen von Freier Software zu sprechen. Wie in fast allen Sprachen hat auch das Deutsche mit "frei" ein Wort, das -- ähnlich dem Französischen oder Spanischen "libre" -- sich in seiner Definition stark auf die Freiheit bezieht, die wiederum Freie Software definiert. Nur das Englische hat mit seinem Wort "Free" einen Begriff, der gleichermaßen Bezug nehmen kann auf die Freiheit oder den Preis. Ohne eine Zusatzinformation ist es nicht möglich, zu entscheiden, welchen Wortsinn der Sprecher beabsichtigte, weshalb es sich empfiehlt, auch im Englischen "Free Software" als fest definierten Begriff groß zu schreiben und die Bemerkung "Free Software as in freedom" einfließen zu lassen, womit Mißverständnissen vorgebeugt wird.

Wahrscheinlich ist diese Begriffsverwirrung zum großen Teil "nur" ein Marketing-Problem. Gesucht war seinerzeit ein Schlagwort, welches den Venture-Kapitalisten des Dotcom-Booms vermittelbar schien und auch für Nicht-Eingeweihte gut klingt, aber das möglichst wenig unpassende Assoziationen hervorruft. In den USA klingt bei FreeSoftware zuviel der "Kostenlos"-Bedeutung mit -- man stelle sich mal das Markenzeichen Kostenlos-Software, Discount-Software oder Gratis-Software vor. Das war natürlich ein Problem für die Vermarktung von kommerzieller FreeSoftware und wird wohl der Grund in den USA für die Einführung des Begriffs OpenSource gewesen sein.

Wie beschrieben, gibt es im Deutschen mit dem Begriff Freie Software dieses Problem eigentlich nicht. Trotzdem war der Begriff Freie Software oder gar dessen Bedeutung außerhalb von Programmierer-Zirkeln wohl weiterhin eher wenig bekannt, taucht aber mittlerweile in Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung, dem Handelsblatt, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und anderen auf. Der früheren Verbreitung stand wohl die typisch deutsche Tendenz1 entgegen, eine Neuigkeit im Zweifelsfall immer erst mit einem englischen Begriff zu bewerben. Es ist daher noch immer eine offene Frage, unter welchem Begriff Open Source oder Freie Software wohl am besten in Deutschland zusammengefasst bzw. vermarktet werden sollten: Freie Software, Open Source, Free Software?

Nichtsdestotrotz sind viele deutsche Programmierer von Freier Software der Meinung, dass es im Deutschen keinen besser passenden Begriff als den "Freier Software" gibt und der Deutsche Linux-Verband hat sich in seiner Satzung für den Begriff "Freie Software" entschieden, der auch in den Broschüren des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) des deutschen Innenministeriums immer häufiger auftaucht.

Fazit: anstatt Begriffe zu benutzen, die dem unter normalen Menschen üblichen Sprachgebrauch entgegenstehen, sollte man, wenn's drauf ankommt, lieber gleich richtig sagen, was man meint.

Oder besser noch: die individuellen Lizenzbedingungen der Software wirklich genau durchlesen. Beispiel (aus einer anderen Welt): IrfanView gilt als "kostenlos". So bezeichnen es auch zig Zeitschriften. Tatsächlich ist es kostenlos nur für den nicht-kommerziellen Einsatz, was wiederum heißt, dass Firmen Lizenzgebühren zu entrichten haben.



siehe auch: Open_Source

  1. und innerhalb der Softwarebranche sicherlich besonders stark (1)

OpenSource (zuletzt geändert am 2007-12-23 22:49:31 durch localhost)