CrossWire, SwordProject
Die CrossWire Bibelgesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, Programmier-Werkzeuge zur Erstellung von Bibellese-Software bereitzustellen. Dieses geschieht vor allem im Rahmen des SwordProjectes, welche Bibliotheken in C und Java zur Verfügung stellt. Bibel-Texte und andere Schriften stehen in Form von sogenannten Modulen zur Verfügung. Aufgrund der einheitlichen Schnittstelle können die Module in jeder Software verwendet werden, die auf Sword aufsetzt.
Für GNU/Linux basieren folgende Programme auf dem SwordProject:
GnomeSword (GNOME, Lizenz: GPL) umbennat in Xiphos
BibleStudy (???)
Kritik
Leider sind speziell bei deutschen Bibeln nur sehr alte Übersetzungen frei kopierbar, da neue Übersetzungen noch unter dem Copyright anderer Bibelgesellschaften stehen.
Im englischsprachigen Bereich gibt es ein Projekt namens World English Bible (WEB), die eine moderne Übersetzung erstellen, die von Anfang an als Public Domain freigegeben ist. Sowas sollte es auch mal im deutschen Bereich geben.
Wenn man aktuelle deutschsprachige Bibelübersetzungen unter Linux nutzen will, kann man hierfür entweder kostenlose Internetangebote nutzen, wie z.B. Bibleserver oder eine mit Wine funktionierende Windowssoftware, wie z.B. Wine/MFchi.
Das ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass diese Bibelübersetzungen nicht frei weitergegeben werden dürfen, was ich gerade bei der Bibel für skandalös halte. Die World English Bible darf ohne weiteres auch mit auf eine GNU/Linux Distribution gepackt werden. Bei deutschen Übersetzungen spätestens eine von 1951(?). Es gibt für SWORD mittlerweile auch eine neuere Übersetzung, die "Hoffnung für alle", aber lest euch mal die Lizenzbedingungen durch. Darum geht es. -- AndreasFoerster 2006-06-19 07:03:45
Skandalös finde ich es nicht. Die Bibel in unübersetzter Form steht doch frei zur Verfügung. Das die Übersetzer/-innen für ihre mehrjährige Arbeit Geld bekommen wollen, ist doch selbsterklärend. Schließlich haben die doch auch eine Familie zu ernähren. Und wenn sich genügend wissenschaftlich qualifizierte Übersetzer finden würden, die ohne dafür Geld zu bekommen die Bibel übersetzen wollen, ist ihnen das doch frei gestellt. Ärgerlich finde ich allerdings, wie die Verlage mit ihren Übersetzungen umgehen. Fast immer werden sie nur fest gekoppelt mit einer Software für Mac oder Windows angeboten. Das ist so, als ob man für jedes Buch ein fest damit verbundenes Bücherregal kaufen müsste. Für den deutschsprachigen Raum halte ich die WEB-Bible übrigens für irelevant. Als Pastorin, Religionslehrer, Theologiestudentin... ist man nunmal auf bestimmte deutsche Übersetzungen angewiesen - unabhängig von deren Lizenz. Und dann sind Lösungen wie http://bibleserver.com oder Wine/MFchi immer noch besser, als wenn man Windows nutzen müsste. -- NiWi
Das lasse ich erstmal so stehen. Was "die Bibel in unübersetzter Form" angeht, muss man aber auch vorsichtig sein! Die Bearbeitungen von Nestle-Aland und die Stuttgartensia (BHS) sind so auch nicht frei. Hier muss man zum Beispiel unter Umständen auf den Textus Receptus (sehr schlecht), Tischendorf, den Westminster Leningrad Codex (WLC), oder die Septuaginta (LXX) zurückgreifen. Wobei der WLC aber mittlerweile als sogar genauer angesehen wird als die BHS. - Man kann die unfreien Ausgaben aber durchaus für Übesetzungen nehmen - auch für freie Übersetzungen, man darf sie nur nicht als solche vertreiben -- AndreasFoerster 2006-06-19 10:24:16
Die Frage ist allerdings, wieviele Menschen eine freie Übersetzung einer unfreien vorziehen würden, wenn diese letzlich nicht aus dem Urtext übersetzt ist. Hinzu kommt, dass viele Leser/-innen einer solchen Übersetzung nicht vertrauen würden, weil dann ja jeder - unabhängig von seinem weltanschaulichen Hintergrund - an einer solchen Übhersetzung schrauben dürfte. Gerade bei Bibelübersetzungen spielt es doch eine besondere Rolle, dass der Übersetzer den Urtext wirklich versteht und diesen nach einer nachvollziehbaren Methodik und Zielvorstellung (komunikative Übersetzung, konkordante Übersetzung, liturgischer Einsatz, geschlechtergerecht, konservativ, liberal, ...) übersetzt. Hierzu bedarf es mehr als einem umformulieren bestehender Übersetzungen. Hinzu kommt, dass für viele Einsatzgebiete die Bibelübersetzung mehr oder weniger vorgegeben ist: z.B. in der katholischen Messe die Einheitsübersetzung und in lutherischen Gottesdiensten die Luther 1984. Das selbe gilt für den Religionsunterricht. Abweichungen hiervon gehen im Einzelfall (z.B. Gute Nachricht Bibel), aber nicht grundsätzlich und mit jeder Bibelübersetzung. D.h. mit einer aktuellen freien Bibelübersetzung wäre das Problem nicht wirklich aus der Welt geschaffen. Und dann muss auch noch berücksichtigt werden, dass Bibelstudienprogramme nicht nur Bibeltexte beinhalten, sondern auch Kommentare, Liederbücher etc. Hier können freie Alternativen noch weniger helfen. Wenn ich in einer wissenschaftlichen Hausarbeit aus dem Neuen Testament deutsch zitieren will, nützt es mir nicht, dass es auch einen Kommentar von Hans Mustermann gibt, der für meine Arbeit nicht relevant ist. -- NiWi
Ich finde es ehrlich gesagt reichlich blauäugig, wenn man an die konkrete Fragestellung der Lizenzen von aktuellen dt. Bibelübersetzungen erst einmal mit den gleichen Annahmen herangeht wie an die Vorgehensweise bei freier Software. Die tatsächliche Arbeitsaufgabe ist doch diametral anders: Bei freier Software ist es eine zwingende technische Voraussetzung gewesen und das ist weiterhin so, dass Software-Quelltext sich in sehr kleinen Schritten inkrementell entwickeln und kontrollieren lässt. Nur so war doch überhaupt erst die Entwicklung von Freier Software bis zur Massenmarkt-Reife durch die Freiwilligen-Programmierung möglich. Bei einer Bibelübersetzung ist das fundamental anders -- da wird die ganze Bibelübersetzung überhaupt erst verwendbar, wenn sie eben nicht inkrementell und in kleinen Schritten erstellt und veröffentlicht wird, sondern wenn sie möglichst aus einem Guss ist und die jeweiligen Übersetzungsprinzipien möglichst konsistent durch alle 66 Bücher hindurch angewendet wurden. Ich behaupte, dass es durch diese diametral anders gelagerten Voraussetzungen nicht möglich ist, in einem Open-Source-Prozess eine brauchbare Bibelübersetzung zu erstellen, und dass es deshalb auch langfristig nur "konventionell" erstellte Übersetzungen geben wird, die bisher alle ohne Weiterverbreitungs-Erlaubnis veröffentlicht werden, also nicht frei im Sinne Freier Software. Einziger Ausweg wäre hier ein großer Eurobetrag, mit dem irgendeine Missionsgesellschaft eine konventionell erstellte Übersetzung "freikaufen" könnte, was vielleicht im Laufe des nächsten Jahrzehnts ja mal geschehen könnte. -- ChristianStimming 2006-06-19 13:24:08
Ich stimme weitgehend zu. Allerdings denke ich schon, dass es in Zukunft auch freie Bibelübersetzungen geben wird. Die nicht wirklich freien Bibelübersetzung der NET-Bible, der Neuen Evangelistischen Übersetzung und der Volxbibel weisen in diese Richtung. Zugleich wird anhand dieser Beispiele aber auch deutlich, dass diese kein Ersatz für konventionelle Übersetzungen sein können, sondern bestenfalls Ergänzungen zu diesen. Ähnlich sehe ich dies auch für die WEB-Bible, welche im übrigen noch nicht einmal eine wirkliche Übersetzung ist, sondern auf der inzwischen copyrightfreien American Standard Version basiert. -- NiWi
Vielleicht sollte ich meine Kritik nochmal klarer formulieren. Also erstmal: mit skandalös meine ich nicht, dass es kommerzielle Bibeln gibt, sondern dass es eigentlich nur die gibt. Zum Anderen muss man unterscheiden, aus welchem Blickwinkel man das betrachtet. Aus der Sicht wissenschaftlicher Arbeit muss man natürlich eine wissenschaftlich fundierte und genaue Übersetzung oder Quelltext haben. Aus Sicht des Gläubigen reicht es, wenn keine groben Fehler drin sind. Nochmal wesentlich anders ist die Sichtweise aus dem Blickwinkel der Mission. Auch hier kommt es nur darauf an, dass keine wirklich groben Fehler da sind. Zudem könnte man gerade bei der heutigen, technisch faszinierten Jugend mit Bibeln in eben diesem Bereich etwas von diese Faszination mitnehmen. Die Möglichkeit beliebig viele Kopien ohne große Kosten anfertigen zu können, spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Gerade im missionarischen Bereich wäre es jedoch eine Katastrophe, wenn man mit einer Übersetzung von achtzehnhundertnochwas ankäme! Solch eine Bibel sollte es für den missionarischen Bereich geben. - Ich weiß jetzt nicht, wie jemand anderes auf die Gleichsetzung mit der Arbeitsweise bei Freier Software kam, ich hatte sowas jedenfalls nicht im Hinterkopf. -- AndreasFoerster 2006-06-19 18:11:33
Das was dir vorschwebt, kommt der Neuen evangelistischen Übersetzung recht nahe. Die ist zwar nicht frei wie in freie Rede, aber es gibt sie für verschiedene kostenlose und freie Bibelprogramme als Freibier. Schwieriger dürfte es werden, wenn es um eine freie Bibelübersetzung gehen soll, die nicht primär aus missionarischer Absicht heraus erstellt wurde. Die NET-Bible ist im englischen Sprachraum ein Beipiel, was aber angesichts der Lizenzbestimmungen leider nicht wirklich gelungen ist. Und sonst kann ja auch die Volksbibel mit etwas aktuelleren Texten als Freibier weitergeschenkt werden. Das Problem ist halt nur die grausige Oberfläche. -- NiWi
Noch ein paar Anmerkungen: NiWi schrieb weiter oben zur WEB: "welche im übrigen noch nicht einmal eine wirkliche Übersetzung ist, sondern auf der inzwischen copyrightfreien American Standard Version basiert." - Sie ist zwar eine Überarbeitung, hierbei wird aber auch sauber mit Quelltexten gearbeitet (siehe hier). Im Gegensatz zur NeÜ ist das auch nicht ein ein-Mann-Projekt, sondern es arbeiten viele aus verschiedenen Denominationen daran. Die NeÜ scheint mir mehr aus dem evangelikalen Lager zu kommen (?). Außerdem scheint sie auch nicht (mehr) kostenlos zu sein, sondern man muss sich gegen Gebühr freischalten lassen. In der Wikipedia wird auch ein Sword Modul erwähnt, welches ich jedoch nicht finden kann (da wird doch wohl nicht einer das Wort SWORD mit WORD verwechselt haben). - Die von der Volksbibel hab ich jetzt mal angeschrieben und auf das Sword Projekt aufmerksam gemacht. Das Problem ist nicht nur, dass die Oberfläche grausig aussieht, sondern dass sie nur in binärer Form zur Verfügung steht. -- AndreasFoerster 2006-06-20 14:02:59
Laut http://www.kh-vanheiden.de/NeUe/Ausgaben/ausgaben.htm gibt es die NeÜ für alle wichtige kostenlose Bibelprogramme als Freeware. Ein Sword-Module konnte ich trotz dem Hinweis auf dieser Seite nicht finden - wahrscheinlich ist es noch im Beta-Test und wird dann mit der nächsten Version von Sword freigegeben. Den von dir verlangten Kriterien ("ohne grobe Fehler", für den "missionarischen Bereich") entspricht die NeÜ hoffentlich. Für solch anspruchslose Kriterien dürfte der Hintergrund des Übersetzers - sofern man guten Willen voraussetzen darf - kaum eine Rolle spielen. --NiWi
Vor kurzem haben wir ein neues Projekt zum Erstellen einer neuen Bibelübersetzung mit freier Lizenz gestartet: http://www.offene-bibel.de/ --Olaf Jan
Links
Sword Module (Bibeltexte ua.)
Alternativen
Bibleserver (nur online lesbar)
Bibledatabase (nur online, versch. Sprachen, auch Urtext-Ausgaben)
Wine/MFchi (kommerzielle UnfreieSoftware über Wine)
Volksbibel 2000 (kostenlose UnfreieSoftware)
World English Bible (WEB) ( diverse Formate, PublicDomain)