Novell Evolution ist ein freier E-Mail-Client mit Groupware-Funktionalität und einer grafischen Benutzeroberfläche. Aktuell ist die Version 2.6.x

Funktionen

Features

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Geschichte

Die US-Firma Ximian war darauf spezialisiert, Unternehmen bei der Migration ihrer Workstations von Microsoft Windows nach Linux zu helfen. Als wesentlicher Stolperstein hat sich dabei die Dominanz des im Microsoft Office-Paket enthaltenen E-Mail- und Groupware-Clients Outlook erwiesen. Evolution wurde mit dem Ziel entwickelt, einen freien, leistungsfähigen Ersatz für Outlook auf der Linux-Plattform bereitzustellen. Inzwischen wurde die Firma Ximian von Novell aufgekauft, die auch SuSE gekauft hat. Die Entwicklung Freier Software geht unter neuer Regie weiter.

Beschreibung

Die Benutzeroberfläche von Evolution ist folglich sehr stark an Microsoft Outlook angelehnt. Unter der Oberfläche unterscheidet sich der freie Client jedoch stark vom Microsoft-Boliden. Ein wesentliches Feature ist die Volltext-Indizierung aller Mails. So kann man in einem Bestand von mehreren tausend Mails innerhalb von Sekunden diejenige finden, die einen bestimmten Text enthält. Dabei verwendet Evolution trotzdem das unter UNIX standardisierte mbox-Format, man kann also auch von anderen Clients auf die Evolution-Ordner zugreifen (dies sollte man allerdings nur lesend tun, da sonst die Indizes korrumpiert werden). Darüberhinaus unterstützt Evolution auch Mailboxen im Maildir-Format.

Groupware-Funktionalität

Das Evolution-Adressbuch kann recht bequem zur Erstellung von E-Mail-Listen verwendet werden, außerdem werden die Namen aller im Adressbuch eingetragenen Personen beim Schreiben einer E-Mail automatisch vervollständigt. Die Aufgabenliste ist dagegen verhältnismäßig spartanisch. Terminvorschläge kann man als "iCalendar"-Attachments anderen Personen zuschicken, die diese dann importieren und bestätigen oder verneinen müssen. Der eingebaute Terminkalender verfügt über die üblichen Darstellungsformen und erfüllt seinen Zweck. Praktischerweise lassen sich die Groupware-Daten mit einem Palm-Client synchronisieren.

Tipps & Tricks

Export von Adressen

Es gibt ein kleines Programm mit Namen evolution-addressbook-export das mitinstalliert und zu diesem Zwecke gedacht ist. Es kann Daten z.B. als vcard oder csv exportieren.

Import von E-Mail aus Pegasus Mail

(Mini-HOWTO von Erik Möller)

Pegasus Mail unterstützt zwei Formate zur Speicherung von E-Mails: ein proprietäres Format und das UNIX-mbox-Format, das auch von Evolution verwendet wird. Wie Evolution speichert Pegasus Metadaten und Indizes in separaten Dateien.

Ich habe mich nicht bemüht, Metadaten wie Lesestatus, Prioritäten, Bemerkungen usw. zu importieren -- dies wäre schwierig, da nicht überall Äquivalente existieren. Die hier beschriebene Prozedur beschreibt also nur die Konvertierung der Maildaten, nicht die der Metadaten.

Zunächst muss sichergestellt werden, dass die Pegasis-Mailordner im UNIX-mbox-Format gespeichert sind. Um dies zu bewerkstelligen, prüfen Sie die Ordnereigenschaften im "Ordner"-Dialog von Pegasus-Mail. Liegt die Mail im Pegasus-eigenen Format vor, erzeugen Sie einen neuen Ordner im UNIX-Format und kopieren Sie alle E-Mails vom alten Ordner in den neuen. (Dies wird bei großen Ordnern einige Zeit lang dauern.) Der Vorgang sollte relativ sicher sein, ein Backup ist aber dennoch zu empfehlen.

In Ihrem Pegasus-Mail-Verzeichnis sollten Sie nun eine Datei mit folgendem Namensformat vorfinden:

Dabei repräsentiert das Fragezeichen Zahlen von 0 bis 9. Dies ist der eigentliche Nachrichtenordner. Die Datei mit dem gleichen Namen und der Erweiterung PMG ist der Index.

Kopieren Sie die MBX-Datei auf Ihre Linux-Partition.

Es sollte nun trivial sein, die Datei mit Evolution zu benutzen. Dies ist leider nicht der Fall, da Pegasus ein Mail-Format verwendet, das sich leicht vom Standard unterscheidet. Nachrichtentextzeilen, die mit der Zeichensequenz "From " beginnen, sind nicht maskiert (sie sollten als ">From " geschrieben werden oder mit einem MIME-Zeichencode beginnen). Das bedeutet, dass sie von Evolutions Import-Funktion als Nachrichtenkopfzeilen erkannt werden. Andere Mail-Clients stolpern nicht über diese Zeilen, Evolution jedoch in aktuellen Versionen schon. Nach dem Import kann man deshalb in einem Nachrichtenordner Nachrichten finden, die in zwei Teilnachrichten aufgespalten sind:

Betreff der Nachricht                     21. Juli
-------leerer Betreff----------           ?

Die zweite Nachricht ist der Teil der Nachricht, der dem Absatz, dessen Beginn "From " lautet, folgt. Der "From "-Absatz selbst ist versteckt.

Glücklicherweise ist es kein großes Problem, die Datei Evolution-konform zu formatieren, da Pegasus "From "-Kopfzeilen in einer eindeutigen Weise formatiert, nämlich so: "From ???@???" (ja, dies sind Fragezeichen -- die eigentliche E-Mail-Adresse steht in der "From:"-Kopfzeile). Somit können wir all die "From "-Zeilen, die im Nachrichtentext vorkommen, sicher erkennen und mit der korrekt maskierten Form (">From ") ersetzen.

Um dies zu bewerkstelligen, benutzen wir sed, den "Stream Editor". sed liest eine Eingabedatei, verändert sie in einer programmierbaren Art und Weise und erzeugt einen Output-Stream, den wir in eine Datei umleiten können. sed ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf Ihrem System installiert. Wir benutzen den folgenden Befehl:

user@system$ sed -e '/???@???/!s/^From />From /' mboxname > resultname

Auf Deutsch bedeutet dies: Ersetze alle Vorkommnisse von "From " (beachten Sie das Leerzeichen) am Beginn einer Zeile ("^" bedeutet Zeilenbeginn) mit ">From ", sofern sie nicht die Textkette ???@??? enthalten. Konsultieren Sie die sed-ManPage und die zahlreichen sed-Tutorials im Web für weitere Informationen.

Das war's. Nun können wir die Mailbox mit Evolution problemlos nutzen. Benutzen Sie den Import-Druiden (Format autodetection oder mbox), wählen Sie die Datei aus und geben Sie einen Zielordner an.

Deutsche Feiertage integrieren

Da sich Feiertage selten ändern :-) lädt man besten eine entsprechende Kalenderdatei wie auf http://icalx.com/public/pigdog/DeutscheFeiertage.ics herunter, startet Evolution, klickt auf Datei -> Importieren, Einzelne Datei..., folgt dem Wizard, und hat danach alle deutschen Feiertage im Kalender eingetragen. Die Datei kann man danach einfach löschen.

Webkalender (iCalendar) nutzen

Man kann mit Evolution auch andere Kalender des ICalendar iCalendar-Standards nutzen. Dazu muss man die URL kopieren (die mit webcal:// beginnen) und in Evolution

  1. den Kalender öffnen.
  2. Menü: Neu->Kalender

  3. Als Art "On the Web" / "im Web" wählen.
  4. Namen und Farbe aussuchen (Termine dieses Kalenders heben sich dann mit dieser Farbe von anderen Einträgen ab)
  5. Webcal-Adresse bei URL einfügen.
  6. Wenn die Adresse auf einem SSL-Server liegt muss man "Sichere Verbindung" auswählen
  7. Sinnvollen Aktualisierungsrythmus angeben

Fragen,Antworten und Kommentare

Was die vFolders betrifft: Genau dieses Feature gibt es bereits in Novell GroupWise. Dort heißen die Ordner, die nur einer gespeicherten Suche entsprechen, "Suchergebnisordner". Dabei gibt es vorgefertigte, z.B. "Ausgangsnachrichten" oder "Liste unerledigter Jobs", aber man kann auch eigene erstellen. -- BennySiegert 2002-07-22 08:24:21

Wie bringe ich Evolution bei daß er maildir verwendet? -- ThomasHochstetter 2007-03-24 23:46:55 edit->preferences->edit account->receiving email->server type:Maildir-format mail directories (wahrscheinlich analog bei deutscher Lokalisierung)

OffeneFrage: Noch eine offene Frage: Wie kann ich eine Aufgabenliste im ical/webcal-Format importieren? Ein Import eine solchen Aufgabenliste aus www.vitalist.com wird von Evolution zwar akzeptiert, zeigt aber keine Einträge an.


Evolution (zuletzt geändert am 2010-09-04 13:18:15 durch 80-219-4-201)