Inhalt
Inhaltsverzeichnis
- Warum Debian GNU/Linux?
- Organisation
- Besonderheit paralleler "Versionen" (Releases)
- Bezugsquellen
- Inoffizielle Paket-Quellen
- Pro und Contra
- Wer benutzt Debian?
- Installationsanleitungen
- Custom Debian Distributions (CDDs)
- Fremde Distributionen auf Debian-Basis
- Werkzeuge
- Dokumentation
- Fragen
- Releases
- Tipps
Aktuelle Version: Stable Release
1. Warum Debian GNU/Linux?
Debian ist die wirklich freie GNU/Linux Distribution (gibt's seit 1993). Nicht nur BennySiegert hat sich über eines gewundert: Einerseits soll alles "frei" sein (im Sinne der GPL), andererseits kauft man dann eine Distribution wie SuSE; dass hier etwa zur Installation und Konfiguration unfreie Tools (YaST (mittlerweile auch unter GPL, lange Zeit aber nicht)) verwendet werden, wird billigend in Kauf genommen.
Debian dagegen entsteht in einem ähnlichen Prozess wie der Kernel selbst: Ein über das Internet koordiniertes Team von Freiwilligen stellt die Distribution zusammen, erstellt Pakete usw.
Es wird hierbei besonders darauf geachtet, dass tatsächlich freie Komponenten zum Einsatz kommen. Die Sektion "non-free" (darin befinden sich auch Pakete, die andere Distributionen normal enthalten, etwa pine) gibt es nur zur Bequemlichkeit der Nutzer und wird es in Zukunft vielleicht nicht mehr geben. Im Moment (März 2004) läuft eine Abstimmung innerhalb der Debian-Entwickler über den zukünftigen Status von "non-free".
Ein weiterer Pluspunkt sind die zuverlässigen Aktualisierungen. Bei kommerziellen Distributionen kommt es immer wieder mal vor, dass nach einem Update die Konfiguration nicht mehr das ist, was sie vor dem Update war. Ganz nebenbei spart man auch noch eine ganze Menge Geld.
- Das mit der Zuverlaessigkeit ist aber leider teilweise Wunschdenken. Bei meiner Debian Installation zerschiesst das Update regelmaessig die Druckerkonfiguration - jedes Mal auf eine andere Art, so dass es nicht langweilig wird -- twm
Auch die Dokumentation scheint besser zu sein. Wo Distributoren auf die kostenpflichtige Hotline verweisen können muss bei Debian halt Doku her, entsprechend gibts auch mehr davon (ist auch verdammt nötig bei diesem komplizierten Ding ;-).
2. Organisation
Debian ist ein Zusammenschluss von mittlerweile fast 1000(!) Entwicklern, die in einer offenen Gemeinschaft FreieSoftware paketieren. Damit ist Debian die größte LinuxDistribution, die nach einem OpenSource-Modell erstellt und gewartet wird.
Die juristische Person hinter Debian ist die Non-Profit Organisation SPI (Software in the Public Interest, Inc).
3. Besonderheit paralleler "Versionen" (Releases)
Zu jeder Zeit sind gleichzeitig verschiede Versionen aktuell!
- stable = "stabil wie 'ne Eins" = ist z.Zt. "lenny" oder 5.0.5 (veröffentlicht am 26. Juni 2010).
- testing = "sollte brauchbar sein" = ist z.Zt. "squeeze" (wird dann nächste stable Version)
- unstable = "Baustelle für Entwickler" = heißt immer "sid"
experimental z.B. auf ftp://ftp2.de.debian.org/debian/project/experimental/
Debian ist weithin bekannt als eine sehr stabile Distribution, gemeint ist dabei die "stable" Version die bisher alle paar Jahre aktualisiert wurde. Auch diese verhältnismäßig langen Lebenszyklen werden, in Verbindung mit den stets aktuellen Sicherheitsupdates der Debian/stable Distribution, sehr geschätzt, z.B. bei längerfristigem Einsatz auf wichtigen Servern.
Um die besagte Debian/stable Qualität auf diesem Niveau gewährleisten zu können werden neuere Pakete also regelmäßig nur in Debian/testing aufgenommen, hin und wieder wird aus der "testing" version dann einen neue "stable" Version.
Man sollte aber wissen, dass sehr viele Debian Nutzer gar nicht das vermeintlich veraltete Debian/stable benutzen. Sie entscheiden sich z.B für Debian/testing. Einfach weil es aktuellere Software beinhaltet, getestet werden soll, und selbst im Vergleich mit anderen Distributionen noch sehr stabil ist.
Bei der Wahl von Debian/testing muss nur bedacht werden, dass Sicherheitspatches vom Debian Team nur im Rahmen regulärer Updates auf neuere Pakete eingeführt werden, und es evtl. vorkommen kann das sich Updates vorübergehend mal nicht fehlerfrei installieren lassen bis der Fehler verbessert ist (genau wie bei anderen Distributionen auch).
Einen Kompromiss stellt volatile dar. Hier werden Pakete, die von Natur aus öfters geupdated werden sollten, wie z.B. Antivirensignaturen, angeboten. Die Policy von volatile ist, dass sich die Pakete automatisiert in stable einspielen lassen.
("The Swirl" vom Debian-Desktop Projekt ist aber dabei, diesen "Fluss der Aktualisierungen" (Updates) zukünftig zu verbessern, um auch aktuellere Versionen stets "Debian-Stabil" halten zu können.)
4. Bezugsquellen
Auf der Homepage befinden sich Links zu Online-Quellen ("Debian besorgen"). Bei vorhandenem Breitband-Internetanschluss ist eine Disketten ("rescue" + "boot" reichen!) oder "Netinst-CD" Installation sehr zu empfehlen (über LAN). Sonst von CD installieren und später (zB. nach DSL-Konfiguration) updaten.
SPI stellt Debian ausschliesslich über ein weltweites, täglich aktualisiertes Netz von Servern zur Verfügung. Will man CDs kaufen, so wendet man sich am besten an einen der vielen Händler, die CDs in Eigenregie von den "offiziellen" Images brennen oder pressen.
Besonders empfehlenswert ist meiner (DavidSchmitt) Meinung nach das Set von Linuxland mit deutschem Handbuch.
Weitere Händler finden sich unter http://www.de.debian.org/CD/vendors/, darüber hinaus gibt es eine Übersicht über die Debian/CD-Preise.
Offizielle CD-Images lassen sich auch aus den Paketdateien erzeugen. Dazu nimmt man am besten Jigdo. Wie's geht, steht auf DebianCDsMitJigdo. Jigdo hat den Vorteil, das man sich immer den schnellsten Mirror aussuchen kann (während Mirrors mit fertigen CD-Images meist überlaufen sind oder Bandbreitendrosseln haben) und das man auch einen lokalen DebianMirror und auch eine bestehende CD benutzen kann. Ein 'Update' z.B. von woody_r1 auf woody_r2 bedeutet dann nicht den Download von 5GB Daten, sondern nur von den geänderten Paketen.
Wer mehrere Rechner im Netz hat und überall ein aktuelles Debian haben will, sollte überlegen, einen lokalen Paket Zwischenspeicher (apt-proxy, apt-cacher) oder einen DebianMirror im LAN anzulegen. Man braucht dann nur noch eine Netinstall-CD, (die viel kleiner ist, als das 7-CD-Paket) und hat immer aktuelle Pakete.
Für Debian (sarge) findet man Installations CDs und Anleitungen z.Zt. auf http://www.debian.org/devel/debian-installer/
5. Inoffizielle Paket-Quellen
Wer nicht immer warten will, bis ein Paket den Weg in die offizielle Debian-Distribution geschafft hat, kann bei apt-get.org weitere Pakete mit den dazu gehörigen Links für die /etc/apt/sources.list finden. Jeder Eintrag zeigt an, was für Pakete enthalten sind, für welche Version von Debian die Pakete geeignet sind und wann der Link zum letzten Mal überprüft wurde. Neben BackPortings von unstable nach testing oder stable, kann man dort auch Pakete finden, die wahrscheinlich nie Bestandteil der offiziellen Debian-Distribution werden, da die Lizenzen, unter denen sie veröffentlicht wurden, umstritten sind.
Weitere Quellen:
http://people.debian.org/~branden/ - Homepage von Branden Robinson, XFree86-Maintainer: Experimentelle X-Pakete u.a.
http://www.backports.org/ - Pakete für Debian/Stable (siehe auch BackPort)
http://www.debian-unofficial.org/ - Zentrales Repository fuer zusaetzliche Pakete, die nicht in Debian enthalten sind.
http://www.debian-multimedia.org/ - Umfangreiches Repository fuer Multimedia-Software.
6. Pro und Contra
6.1. Pluspunkte
- Windowmanager-übergreifendes Menüsystem für installierte Anwendungen
- zentrale Paketverwaltung
- hoher Integrationsgrad der verschiedenen Pakete
- transparentes Entwicklungsmodell
- ausgeklügeltes Paket-Abhängigkeiten-System
- Pakete oft gut vorkonfiguriert
- Updates über das Netz
- man kann die Distribution laufend aktuell halten
- man hat die Wahl, welchen Teil der Distribution man als Quelle verwendet:
- stable (sehr konservativ, manchmal allerdings etwas "altbacken", = aktuelles release: etch)
- testing (etwas riskanter, dafür recht aktuell, = release in entwicklung: lenny)
unstable (das ist die sog. BleedingEdge )
- unkompliziertes update auf eine neues Release
offenes BugTrackingSystem (http://bugs.debian.org/) / reportbug
- durch eine Debian Installation kann man (zwangsläufig) viel über GNU/Linux lernen
- Es gibt ein sehr gutes deutschsprachiges Buch (das von Ganten, s.u.), das auch absoluten Anfängern erlaubt, ein Debian System sinnvoll einzusetzen und ein ganz gutes Verständnis für Linux vermittelt.
- Spätestens seit Sarge hat Debian einen sehr guten Installer. Einerseits erleichtert er Einsteigern (z.B. durch autom. Hardwareerkennung, "Assistentenartige" Menüführung oder automatische Beantwortung von minder wichtigen debconf-Fragen) die Installation, andererseits überlässt er fortgeschrittenen Usern volle Kontrolle über die Installation. Da auf eine grafische Oberfläche verzichtet wird, sollte der Installer auch auf älteren Systemen problemlos laufen.
6.2. Minuspunkte
Durch ein kompliziertes Build-System, ein sehr strenges Reglement und einer Vielzahl an unterstützten Plattformen dauert es manchmal verhältnismäßig lange, bis neue Pakete in Debian als stabil genug für die "stable" Version angesehen werden. (z.B. in der Vergangenheit bei OpenHBCI, PHP, Apache, GNOME. KDE ).
Debian ist nicht 100% LSB-konform:
- Debconf hält Einstellungen redundant. Einerseits in der debconf-Datenbank, andererseits in den Konfigurationsdateien. Hier wäre evtl. etwas etc-update-artiges (Gentoo) zumindest für fortgeschrittene User interessanter.
- Wenn die Hardware neuer ist, als das installierte Debian-Release (bei stable) ist die Gefahr recht gross, dass man sich seinen eigenen Kernel bauen muss um die Hardware (effizient) ansprechen zu können. Tut man das, muss man sich selbst um Sicherheitupdates des Kernels kümmern.
Sehr strenge Auslegung der GPL - führt z. B. bei OpenSSL regelmäßig zu Ärger mit den upstream-Programmierern. Manche Leute (z. B. ChristianStimming) würden die Debian-Auslegung der GPL als Haarspalterei bezeichnen.
7. Wer benutzt Debian?
Außer Myriaden von anderen Leuten auch diese hier: KategorieDebianBenutzer
Wo Debian-Benutzer leben, ist auf dieser Weltkarte zu sehen, http://www.linuks.mine.nu/debian-worldmap/
7.1. Debian auf dem Server
7.2. Debian auf dem Desktop
Das Debian-Desktop Projekt möchte selbiges zur Banalität machen.
Ab "Sarge" ist es dank dem neuen debian-installer auch schon einfach zu installieren. Erfahrenere Benutzer können und sollten aber gerne ihre für die Allgemeinheit guten Feinschliff-Anpassungen und Ideen einbringen!
TIPP: Skolelinux im "Stand-alone" Profil installieren, und selbst ein Debian/stable Desktop ist kein Problem mehr.
8. Installationsanleitungen
offizielle Debian Installationsanleitungen
Für die PPC Architektur (u.a. Apple) gibts auch /InstallationPPChttp://lwn.net/Articles/86679/ Debian From Scratch: Rettungs-Boot-CD mit Installationsoption für woody, sarge und sid. i386 und AMD64
9. Custom Debian Distributions (CDDs)
Hier werden für Bereiche gemeinsamer Interessen angepasste Debian Installationen und Konfigurationen gepflegt, siehe CDD-Bericht
SkoleLinux ist eine, mit fast vollautomatischer Installation und Einrichtung für Schulen, Schüler und andere Netzwerke und Personen. Bei Bedarf wird die komplete Netzwerkinfrastruktur vorkonfiguriert. Verwendet den neuen debian-installer (d-i).
10. Fremde Distributionen auf Debian-Basis
KNOPPIX ist eine geniale Linux-Boot-CD. Aktuelles Debian, das ohne Installation von CD startet!
Kanotix ist ein vollständiges, von CD bootendes Linux-System mit grafischer Oberfläche auf der Basis von Debian Sid mit den Tools aus Knoppix. HD-Install ist auch möglich.
Libranet Debian benutzerfreundlich gemacht (aktuellstes Release kommerziell, sonst GPL)
Ubuntu bringt alle 6 Monate eine aktuelle Debian-Release heraus. Sinnvoll für Leute, die ein aktuelles Debian haben wollen, aber denen unstable doch zu hart ist.
c'ts Debian Server (Heft CD 4 2005) CtDebianServer
DebianFromScratch (DFS) ist hauptsächlich eine Rettungs-CD und eine Installations-CD.
LinEx (Linux der Regierung der Region Extremadura, Spanien)
Bonzai Linux eine Minidistribution, die auf Mini-Rohlinge passt.
Firmen, die Debian kommerziell "erweitern":
11. Werkzeuge
dpkg - grundlegender PaketManager (Kommandozeile)
debconf - Datenbank mit Konfigurationsdaten siehe auch: dpkg-reconfigure
dselect - interaktives, gewöhnungsbedürftiges Textmode-Paketauswahltool
apt - Advanced Packaging Tool - mächtiger PaketManager (Kommandozeile)
aptitude - interaktives Textmode-Paketauswahltool für apt
Synaptic - interaktives, grafisches, leicht bedienbares Paketauswahltool
stormpkg - interaktives, grafisches Paketauswahltool, das sich durch seine Filterfunktionen auszeichnet
localepurge - löscht überflüssige Locale-Dateien, um Platz zu sparen (Vorsicht! kann zu schwerwiegenden Problemen führen)
boot-floppies - wie man sich eigene Boot-Disketten zur Installation erstellt.
UnixConf - System-Konfigurations & Installations-Tool
12. Dokumentation
13. Fragen
Frage: Mit welchem Optionen wird squid bei Debian kompiliert? -- ThomasHochstetter 2005-06-27 16:14:53
- Du kannst dir mit apt-get source das Quellcode-Paket runterladen und dir genau angucken, was wie gebaut, gepatcht, und konfiguriert wird.
Kannst Du das näher beschreiben? -- ThomasHochstetter 2005-08-04 15:37:58
- Vielleicht hilft {{{squid -v
- Du kannst dir mit apt-get source das Quellcode-Paket runterladen und dir genau angucken, was wie gebaut, gepatcht, und konfiguriert wird.
Squid Cache: Version 2.5.STABLE9 configure options:}}}
- Ansonsten musst Du genauer beschreiben, wass Dein Problem ist. Was willst Du warum tun und wo scheiterst Du beim Quellcode runterladen und schauen welche optionen gesetzt werden?
Ich glaube er will wissen, welche Compiler-Flags gesetzt werden.
14. Releases
Debian Etch veröffentlicht (siehe auch http://lists.debian.org/debian-announce/debian-announce-2007/msg00002.html)
Upgrade für Etch veröffentlicht (siehe auch http://www.pro-linux.de/news/2008/12979.html)
Debian Lenny veröffentlicht (siehe auch http://www.debian.org/News/2009/20090214)
Debian Squeeze veröffentlicht (Siehe auch http://debian.org/releases/stable/)
Debian Jessie veröffentlicht (Siehe auch http://www.pro-linux.de/artikel/2/1771/debian-gnulinux-80-jessie.html)
15. Tipps
15.1. Debian Jessie
- Mai 2014: Das erkennen einer neu eingelegten CD/DVD funktioniert noch nicht. Das Polling im Kernel ist noch nicht angepasst. Lösung: in /etc/rc.local eine Zeile einfügen:
echo 2000 > /sys/module/block/parameters/events_dfl_poll_msecs exit 0
So wird alle 2 Sekunden ein Polling ausgelöst, aktiviert beim Start des Rechners. Oder man kann es von Hand im Terminal testen als root. Verfällt nach dem Reboot. Dieses Problem besteht nicht mehr, CD's werden wieder normal erkannt. Polling von Hand ist nicht mehr nötig. (Dez 2014, wann es gefixt wurde habe ich nicht verfolgt, egal)